Zum 100. Geburtstag von Ernst Jandl !

JANDLN

„Die Rache der Sprache ist das Gedicht“

Nächste Termine:

5. November 2025 / 19.00 Uhr

Altmünsterkirche Mainz

Ich verstehe unter dem Spiel mit Sprache eine Voraussetzung für Poesie überhaupt, jede Art Poesie und zu jeder Zeit. Die Sprache wird dabei ihrer nützlichen Funktion, die sie im Alltag besitzt, mehr oder minder enthoben.

SINN UND UNSINN

Was sich in der Dichtung allzu gewichtig als Sinn präsentiert,ist für mich zuweilen eine wenig anregende Sache. Der Unsinn hingegen, mit Überlegung gestaltet – wieviel Erquickung habe ich ihm doch zu verdanken! Seine Überraschungen hören nicht auf überraschend zu sein – auch ich wenn ein solches Gedicht, ein solches Stück Prosa, wieder und wieder lese. Unsinn, als ein bewußtes Abweichen von der Logik der Alltgssprache und des zweckgerichteten Denkens, hat eine verjüngende Kraft, die das Verwittern verzögert, wenn schon nicht verhindert…..Ob Befriedigung oder Verärgerung eintritt, hängt von der Erwartung bzw. Empfangsfähigkeit des Publikums ab, nämlich jedes einzelnen Lesers oder Zuhörers, wobei ich voraussetze, daß der Text die Qualität besitzt, die einen zu freuen und zugleich die anderen zu ärgern.

DADAISMUS

Zweierlei ist es, was mich dem Dadaismus verband und verbindet: sein ausgeprägter Sinn für Humor, mit dem man der Tagik der menschlichen Situation, nämlich der Sterblichkeit des Menschen, seiner Aussicht aud Nichts, gesutvoll begegnete, und sein Verzicht auf Theorie und System. Jedes Gedicht – und das Gedicht war die Form des Dadaismus schlechthin – hatte sein System, aber darüber hinaus gab es keines.

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der tag sein angefangen

der leuten viel sein gangen

zu ihnern arbeit stätten

da loben ich den betten